Fraunhofer IPA

Pilotanlage bei der Firma Polytec in Gochsheim. Quelle: Fraunhofer IPA/Foto: Rainer Bez

Absauganlage verringert Feinstaubemission

Wo gehobelt wird, fallen Späne und wo noch dazu gebohrt oder gefräst wird, entsteht sogar gesundheitsschädlicher Feinstaub. Herkömmliche Absauganlagen beseitigen diesen nur schlecht und verbrauchen obendrein Unmengen Energie. Forscher von der Abteilung Leichtbautechnologien am Fraunhofer IPA und die Firma Schuko haben deshalb eine effektivere und effizientere Lösung entwickelt.

Ob beim Holzzuschneiden im Baumarkt oder bei der Bearbeitung faserverstärkter Kunststoffe (CFK) in der Produktion eines Automobilzulieferers: Überall entsteht beim Sägen, Bohren oder Fräsen Feinstaub, der langfristig die Lunge schädigt oder sogar im Verdacht steht krebserregend zu sein. Arbeiter müssen das fertig bearbeitete Bauteil von Hand reinigen, weil herkömmliche Absauganlagen kaum Reichweite haben und deshalb nur wenig Staub erfassen. Die manuelle Reinigung nimmt viel Zeit in Anspruch und treibt die Produktionskosten in die Höhe. Zusätzlich geht der Betrieb der energieintensiven Absauganlage ins Geld.

Andreas Gebhardt von der Abteilung Leichtbautechnologien am Fraunhofer IPA und Andre Schulte-Südhoff, Geschäftsführer des Absauganlagen-Herstellers Schuko in Bad Saulgau, haben deshalb eine effektivere und effizientere Absauganlage entwickelt. Der Clou: Sie kombinieren Saug- und Blasluft zu einem Kreislauf. Dabei erfasst die Blasluft Staub und Späne und transportiert sie zur Absaugeinrichtung. Etwa 80 Prozent der abgesaugten Luft durchläuft eine Grobfiltration und wird dann als Blasluft wieder zur Bearbeitungsmaschine zurück geleitet. Die übrigen 20 Prozent werden über einen Feinfilter geleitet und an die Umwelt abgegeben.

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Umweltminister Franz Untersteller (links im Bild) zeichnet Schuko-Geschäftsführer Andre Schulte-Süfhoff (Mitte) und Andreas Gebhardt (rechts) vom Fraunhofer IPA bei der Verleihung des Umwelttechnikpreises 2019 mit Platz 3 in der Kategorie Emissionsminderung aus. Quelle: um.baden-wuerttemberg/Stollberg

»Blasluft kann viel gezielter eingesetzt werden als Saugluft und hat eine etwa 30-fach höhere Reichweite«, sagt Gebhardt. »So erfassen wir über 90 Prozent des Staubes und verbrauchen 40 Prozent weniger Strom, weil wir Absaugleistung und Filterwiderstände verringern können.« Obendrein wird die Feinstaubemission um 95 Prozent reduziert, weil ein Großteil der abgesaugten Luft im Kreislauf verbleibt und der kleine Anteil, der  ins Freie geleitet wird, über sehr hochwertige Feinfilter gereinigt werden kann.

ARS-Absaugsystem – ARS steht dabei für »Air Return System« – haben Gebhardt und Schulte-Südhoff ihre patentierte Erfindung getauft. Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller hat sie bei der Verleihung des Umwelttechnikpreises Mitte Juli 2019 mit Platz 3 in der Kategorie Emissionsminderung ausgezeichnet. Mehrere Anlagen sind bereits im Einsatz und stellen ihre Leistungsfähigkeit bei Luftfahrt- und Automobilzulieferern unter Beweis.