Fraunhofer IPA

Die Frau mit dem Schraubenschlüssel

»Ich kümmere mich um physische Prozesse, arbeite in der Tiefe, aber auch in der Breite, habe viel Kontakt zu anderen Instituten und Dienstleistern und hole für Projekte immer die Partner an Bord, die dazu beitragen, dass der Kunde eine optimale Lösung bekommt. Das klingt zwar abgedroschen, passiert aber genauso.« Das hat Anna Hansmersmann als sinnvollen Weg für sich herausgefunden.

Die gebürtige Ostwestfälin, die ein Duales Studium bei Miele absolviert und dann in Stuttgart ihr Studium als Maschinenbauingenieurin abgeschlossen hat, fing 2012 beim Fraunhofer IPA in der Abteilung Leichtbautechnologien als wissenschaftliche Hilfskraft an und arbeitet nun als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Gruppe Fertigungssystemplanung der Abteilung Fabrikplanung und Produktionsmanagement. Ihre Arbeitsweise – systematisch zu denken und auch mal den Schraubenschlüssel in die Hand zu nehmen, um Dinge praktisch auszuprobieren – kam bei ihrem jetzigen Gruppenleiter bestens an. Seitdem betreut sie eigenständig Kunden wie den Batteriekonzern Varta oder den Satellitenhersteller Spacetech.

»Wissen, das in den Köpfen ist, gilt es zu nutzen, um datengetriebene Dinge zu verbessern – weg von Big Data hin zu Smart Data.«

Eines der »coolsten« Projekte, das Hansmersmann derzeit betreut: für einen Weltkonzern, der im Consumer-Markt hohe Stückzahlen in hoher Variantenvielfalt fertigt, eine geeignete Prozesssystematik zu finden. In der Vergangenheit ließ der Kunde pro Produktvariante jeweils eine spezifische Fertigungsanlage bauen. Die Investitionskosten waren entsprechend hoch. Zukünftig soll es eine modulare Fertigungsanlage geben, auf der nach kurzen Umrüstzeiten unterschiedliche Produktvarianten hergestellt werden können. »Beim Kunden hieß es: Das funktioniert nicht wegen des Schmelz-Prozesses. Dann kamen wir ins Spiel. Das Ende vom Lied: Der Projektleiter auf Kundenseite sagte mir, dass alles nicht funktioniert, außer der Schmelz-Prozess, den wir vom Fraunhofer IPA betreut haben«, freut sich Hansmersmann.

Für sie ist das der beste Beweis dafür, dass es Sinn macht, Methode reinzubringen. Sie begleitet Kunden bei Machbarkeitsuntersuchungen, baut Versuchsstände auf, sammelt Daten und wertet diese aus. »Wissen, das in den Köpfen ist, gilt es zu nutzen, um datengetriebene Dinge zu verbessern – weg von Big Data hin zu Smart Data«, das ist Hansmersmanns Devise. Sie reflektiert ihre Erkenntnisse mit Anderen, gibt Empfehlungen und geht den nächsten Schritt. So wie ihr Kunde: Der baut 2019 die erste Pilotanlage auf, die aus dem gemeinsamen Projekt entstanden ist. Eine bessere Referenz kann man sich nicht vorstellen. Eine »coolere« auch nicht.