Fraunhofer IPA

»Hier passt – bei aller schwäbischer Bescheidenheit – eine Redewendung wie die Faust aufs Auge: Zukunft braucht Herkunft.«

Der schwäbische
Mr. Roboter

»Ich bin jetzt Rentner und da ich ausinventarisiert bin, kann ich sagen, was ich will.« Das waren die berühmten letzten Worte von Professor Rolf Dieter Schraft am Tag seines Ausstandes im März 2007. Stolze 39 Jahre hatte der damalige Institutsleiter am Fraunhofer IPA verbracht – als Studienarbeiter, wissenschaftlicher Mitarbeiter und eben Institutsleiter, bevor er in den Ruhestand ging. In Fachkreisen hieß er nicht ohne Grund »Mr. Roboter«. Für seinen harten, aber fairen Führungsstil war er allseits beliebt.

Unter seiner Ägide wurde 1976 in Berlin eine Fraunhofer-Projektgruppe gegründet, aus der später das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik hervorging. Dies sei – so sagt man heute – in Zeiten des Kalten Krieges eine hochpolitische Angelegenheit gewesen. Nicht zuletzt deshalb, weil einige Institute der Fraunhofer-Gesellschaft verteidigungsrelevante Forschung betrieben. Neben Berlin forcierte Schraft weitere erfolgreiche Ausgründungen wie beispielsweise in Rostock. Dabei folgte er stets der Devise: »Erst Geld verdienen, dann ausgeben«.

Auch die Gründung des Vereins zur Förderung produktionstechnischer Forschung (FpF e.V.), geht auf seine Initiative zurück. Noch heute liegt ihm dieses Projekt besonders am Herzen. Der Verein bildet ein Netzwerk aus den fast 500 promovierten ehemaligen Mitarbeitern der Fraunhofer-Institute IPA und IAO. Diese sind fest in der Industrie oder Lehre in Deutschland verwurzelt.

»Ich bin jetzt Rentner und da ich ausinventarisiert bin, kann ich sagen, was ich will.«

Fraunhofer IPA

Die Ausstellung »Meilensteine der Robotik« zeigt Roboterentwicklungen der vergangenen 50 Jahre.

Professor Hans-Jürgen Warnecke, ehemaliger Institutsleiter des Fraunhofer IPA und Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft sowie enger Vertrauter von Schraft, sagte einmal über ihn, dass es »Forschungspersönlichkeiten wie ihn brauche, die in der Lage seien, aus Ideen Innovationen zu machen und zur Serienreife zu bringen«. Auch »der Wille zum Gewinnen«, wie Schraft ihn habe, mache die Forschung in Deutschland international wettbewerbsfähig, so Warnecke.

An Ruhestand ist längst nicht zu denken: Schraft ist interessiert, präsent, agil – und um kein Wort verlegen. Zwar ist er nicht mehr ins operative Geschäft des Fraunhofer IPA eingebunden, doch das hält ihn nicht davon ab, offen und ausdrucksstark seine Meinung zu sagen. Besonders stolz ist er auf die 2017 fertiggestellte und finanziell vom FpF unterstützte Ausstellung »Meilensteine der Robotik«, die auf dem Fraunhofer-Institutsgelände in Stuttgart-Vaihingen beheimatet ist. Hier passt – bei aller schwäbischer Bescheidenheit – eine Redewendung wie die Faust aufs Auge: Zukunft braucht Herkunft.