Fraunhofer IPA

Drohende Herzinfarkte frühzeitig erkennen

Was bisher noch Tage dauern kann, soll künftig in 15 Minuten bei niedergelassenen Ärzten geschehen: Forscher von der Projektgruppe für Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie PAMB in Mannheim entwickeln derzeit ein kostengünstiges Gerät, das Blutproben untersucht. Ein drohender Herzinfarkt wäre damit frühzeitig nachweisbar und könnte womöglich abgewendet werden.

 

Ein drohender Herzinfarkt schickt für gewöhnlich seine Boten voraus: unspezifische Brustschmerzen. Doch wer damit zum Hausarzt kommt, wird oft wieder nach Hause geschickt. Viele Mediziner verkennen den Ernst der Lage. Ein anderes, viel eindeutigeres Anzeichen bleibt deshalb oft unbemerkt: »Bereits mehrere Tage vor einem Herzinfarkt sind bestimmte Stoffe im Blut nachweisbar«, sagt Christian Reis, der bei der PAMB die Gruppe Labormechatronik und -prozesstechnik leitet.

Die Apparate, die Blutproben analysieren und die Stoffe erkennen können, sind so groß, dass sie ganze Räume füllen und so teuer, dass sie sich nur große Kliniken und Zentrallabors leisten können. Hausärzte müssen ihre Blutproben also einschicken und abwarten bis das Ergebnis vorliegt. Tage bangen Wartens verstreichen ungenutzt; für manch einen Patienten ist es dann schon zu spät. »Es gibt zwar Schnelltests«, sagt Reis, »aber die schlagen erst bei höheren Werten an. Ärzte können da kaum noch etwas tun.«

Nicht mehr als 15 Minuten sollen künftig vergehen, bis ein drohender Herzinfarkt nachgewiesen ist. Die Behandlung könnte umgehend beginnen, der Herzinfarkt womöglich abgewendet werden. Möglich macht das ein Apparat, den Reis und sein Team derzeit entwickeln. »BeadTrap«, auf Deutsch etwa »Partikelfalle«, heißt er und hat ungefähr die Dimensionen eines handelsüblichen Druckers.

Der Name ist Programm: Magnetisierbare Partikel werden von außen in Schwingung versetzt. Sie ziehen bestimmte Biomarker an und konzentrieren sie lokal. So werden sie für Diagnostiker sichtbar. Ungefähr 1500 Euro würde das Gerät kosten, wenn es marktreif wäre. Jedes kleine Krankenhaus und jede Hausarztpraxis könnte es sich problemlos leisten. Neben Herzinfarkten könnten sie mit BeadTrap auch andere medizinisch kritische Zustände nachweisen, etwa Blutvergiftungen, HIV oder Hirnverletzungen.

Doch ob der Apparat jemals Marktreife erlangen wird, ist derzeit völlig offen: »Mit BeadTrap würden wir in direkter Konkurrenz zu großen Konzernen stehen«, sagt Reis. Außerdem bräuchte der Apparat als diagnostisches Produkt eine entsprechende Zulassung. Die zu bekommen ist allerdings aufwändig und nur mit entsprechenden Partnern zu stemmen.