Fraunhofer IPA

Intelligente Stents warnen Patienten

Allein in Westeuropa wurden im Jahr 2016 über 1,5 Millionen Koronar-Stents und rund 540.000 Peripher-Stents implantiert. Nach der Implantation kommt es allerdings in 5 bis 25 Prozent der Fälle zu sogenannten In-Stent-Restenosen, also erneuten Gefäßverengungen – mit zum Teil fatalen Folgen wie amputierten Extremitäten, Herzinfarkten oder Todesfällen.

Um dies zu vermeiden, müssen alle betroffenen Patienten zu regelmäßigen Kontrolluntersuchungen, die jedoch häufig nicht oder zu selten erfolgen. Hinzu kommt, dass bei knapp 50 Prozent der Patienten der Restenosierungsprozess asymptomatisch verläuft. Auch die Zahl der falsch-positiven Interventionen, die infolge unzureichender oder fälschlicher Diagnose als Therapiemaßnahme dem Patienten verordnet werden, ist erschreckend hoch.

Mit diesem Wissen reifte am Fraunhofer IPA eine Idee heran: Ein intelligenter Stent musste her, der Atherosklerose-Patienten frühzeitig warnen soll, wenn sich Arterien wieder verengen. Ein Frühwarnsystem dieser Art gab es noch nicht. Zusammen mit seinem Team führte der ehemalige IPA-Wissenschaftler Alexej Domnich erst am Institut und dann in der Selbständigkeit die intelligenten Gefäßsensoren namens »VesselSens« Schritt für Schritt weiter Richtung Marktreife.

»Damit wird das Risiko für den Patienten minimiert und Nachuntersuchungen fallen nur dann an, wenn eine Notwendigkeit besteht.«

Fraunhofer IPA

Quelle: Alexej Domnich

Domnich berichtet: »Durch die Erfassung der Pulswellengeschwindigkeit mittels in den Stent integrierter Drucksensoren indiziert der Stent selbst, wann eine genaue medizinische Kontrolle notwendig ist. Die relevanten Daten könnten sogar mit einem Smartphone erfasst und dem Patienten angezeigt werden. Damit wird das Risiko für den Patienten minimiert und Nachuntersuchungen fallen nur dann an, wenn eine Notwendigkeit besteht«.

VesselSens ist die erste implantierbare Sensortechnologie ihrer Art, die das Potenzial hat, Sicherheit und Lebensqualität der Patienten zu erhöhen, eine enorme Verbesserung der medizinischen Versorgung zu bewirken sowie zugleich die Kosten für das Gesundheitssystem signifikant zu senken. Die Idee und das Konzept wurden bereits mehrfach ausgezeichnet. Beim Life Science Inkubator in Bonn wurde das Projekt vom Land Nordrhein-Westfalen für zweieinhalb Jahre mit einem Volumen von 1,7 Millionen Euro öffentlich gefördert.

Zeit genug, um ein präklinisches Muster zu entwickeln, in den Akuttest in Tiermodellen zu untersuchen und die lebensrettende Erfindung für Investoren attraktiv zu machen. Für Domnich – im wahrsten Sinne des Wortes – ein Herzensprojekt mit enormen Potenzial.