Fraunhofer IPA


Wie sich reale und virtuelle Welt bestens miteinander kombinieren lassen, zeigt eindrucksvoll der Fabrikplanungstisch des Fraunhofer IPA.

Klötzchen schieben
revolutioniert die Fabrikplanung

Wie es bei Fraunhofer-Instituten so üblich ist, versucht einem die Institutsleitung von Beginn an zwei Herzen zu implantieren: Auf der einen Seite müssen in Industrieprojekten die Dinge pragmatisch und schnell umgesetzt werden. Auf der anderen Seite wird von jungen Mitarbeitern im Forschungsprojekt ein wesentlicher wissenschaftlicher Fortschritt und fundamentaler wissenschaftlicher Neuanfang gefordert. Mit dieser Vorgehensweise entstand im Jahr 1998 auch folgendes Projekt: der virtuell reale Fabrikplanungstisch.

Was früher in mühseliger Arbeit ausgeschnitten, aufgeklebt und umgeplant worden war, konnte nun als Layout auf den Tisch projiziert und mit reflektierenden Elementen als Interaktion durchgeführt werden. Eine angebrachte Kamera erfasst dabei die Reflektionsflächen. Im Gegensatz zur Computermaus, mit der immer nur einer arbeiten kann, können hier mehrere Personen gleichzeitig und intuitiv arbeiten.

Um das Ganze sinnvoll weiter zu verarbeiten, werden nicht nur CAD-Dateien ermöglicht, sondern alle Änderungen online in einer Datenbank mitgeschrieben. Zusätzlich kann sich die Planungsgruppe sofort auf einer virtuellen Fahrt durch die geplante Fabrik bewegen. Einen ersten großen Testlauf machte das Fraunhofer IPA auf der Hannover Messe. Die Zahl der Besucher am Exponat war enorm. Die Anwesenden hatten am »Klötzchen schieben« ihre wahre Freude.

Nach der Messe waren drei Dinge klar:

1.
Das System hatte nicht nur Interesse geweckt, sondern war wirklich »eingeschlagen«. Die Digitale Fabrik steckte zum damaligen Zeitpunkt noch in den Kinderschuhen.

2.
Eine Messe ohne Planungstisch ging nicht mehr.

3.
Reisen war angesagt. Vom hohen Norden bis in den tiefsten Süden Deutschlands gab es genügend Projektanfragen. Und dabei blieb es nicht: Die Bekanntheit des Fabrikplanungstisches wuchs schneller als gedacht. Plötzlich gab es auch Anfragen aus Italien, Japan, und Südafrika. Koffer mussten gepackt und »Klötzchen« mitgenommen werden.

Fraunhofer IPA
Fraunhofer IPA

Eine Auszeichnung ließ nicht lange auf sich warten: Der Planungstisch war einer der Nominees für den ICT Research & Innovation Preis der Europäischen Union. Für Mark Dürr, der das Projekt mit aus der Taufe hob und bis heute maßgeblich begleitet, steht fest: »Klötzchen schieben, wie wir es liebevoll nennen, hat die Fabrikplanung revolutioniert. Denn der Markt hat das Ganze mit Kusshand aufgenommen. Wir haben etwas entwickelt, was viele Unternehmen interessierte. Das war Forschung für die Praxis – also gelebter Fraunhofer-Spirit«.

»Klötzchen schieben, wie wir es liebevoll nennen, hat die Fabrikplanung revolutioniert … Wir haben etwas entwickelt, was viele Unternehmen interessierte. Das war Forschung für die Praxis – also gelebter Fraunhofer-Spirit«.