Fraunhofer IPA

Quelle: ABS, Alex Foerderer

Mehr Sicherheit
auf der Piste

Lawinenairbags können Leben retten. Allerdings kommt es vor, dass Wintersportler Schneebretter zu spät bemerken und den Auslöser nicht mehr rechtzeitig betätigen können. Um die Sicherheit auf der Piste zu erhöhen, haben die Firma ABS und Wissenschaftler des Fraunhofer IPA vor gut zehn Jahren eine Fernbedienung für Lawinenairbags entwickelt.

Fraunhofer IPA

Das Risiko bei einem schweren Lawinenabgang umzukommen, fällt mit aufgeblasenem Airbag um die Hälfte geringer aus. Das hat eine Untersuchung des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos ergeben. Die dortigen Forscher um Pascal Haegeli hatten 245 Unfälle mit insgesamt 424 ernsthaft involvierten Personen ausgewertet.

Lawinenairbags erzeugen einen dynamischen Auftrieb, der das Opfer nahe der Oberfläche hält. Dadurch verringert sich das Risiko, dass verunglückte Wintersportler von den Schneemassen erdrückt werden. Ein weiterer Vorteil: Mit der Zeit fällt ein Lawinenairbag wieder in sich zusammen. Dabei hinterlässt er einen mit Atemluft gefüllten Hohlraum im Schnee. Verschüttete Lawinenopfer können so länger ausharren, ehe die Bergretter sie freischaufeln.

Fraunhofer IPA

Unterstützung bei der Produktentwicklung

Allerdings gab es immer wieder Fälle, in denen Skifahrer ihren Airbag nicht rechtzeitig auslösen konnten, weil sie den Lawinenabgang zu spät bemerkten. Der Hersteller ABS wollte deshalb die »Wireless Activation«, eine Fernbedienung für Lawinenairbags, auf den Markt bringen. Die Idee dahinter: Bergführer sollen die Lawinenairbags ihrer Schützlinge aus der Ferne auslösen können, sobald Gefahr droht. Oder: Jeder kann den Airbags all seiner Kameraden aktivieren. Die Fernauslösegriffe der Gruppen müssen vor der Tour nur aufeinander abgestimmt werden.

Bei der Produktentwicklung »Wireless Activation« holte sich das Unternehmen aus dem niederbayerischen Gottfrieding im Jahr 2007 Unterstützung von Dr. Urs Schneider und seinem Team von der Fraunhofer-Technologie-Entwicklungsgruppe, die mittlerweile zum Fraunhofer IPA gehört. »Das Prinzip ist einfach«, sagt Schneider, der heute die Abteilung Biomechatronische Systeme leitet. »Über Funk wird der Zünder der Auslöseeinheit aktiviert. Es setzt eine exotherme Reaktion ein, die ein Gasgemisch freisetzt. Dieses bläht den Airbag auf.«

Natürlich könnten vorsichtige Wintersportler genauso gut vor ihrer Tour den Auslöser betätigen und dann sicher, aber mit verminderter Geschwindigkeit ins Tal gleiten. Schneider hat genug Menschenkenntnis, um zu wissen, dass das kaum jemand tut: »Das wäre so, wie wenn sich ein Schwimmer ein Schlauchboot umschnallt, ehe er in einen Fluss springt. Wo bleibt da der Spaß«?