Fraunhofer IPA

Dieser Apparat, I-DOT heißt er, kann Flüssigkeiten bis auf wenige Nanoliter genau dosieren.
Entwickelt haben ihn Tobias Brode und Andreas Traube vom Fraunhofer IPA. (Quelle: Fraunhofer IPA)

Mit kleinen Tröpfchen groß durchstarten

Anfang 2016 wagten drei Wissenschaftler des Fraunhofer IPA den Sprung ins kalte Wasser: Sie gründeten die Firma Dispendix. Dass sich der Sprung gelohnt hat, belegt die Tatsache, dass die einstige Idee mit dem kürzlich erfolgten Verkauf des Unternehmens nunmehr auf breiten kommerziellen Beinen steht. Business nach Plan für den globalen Markt könnte man sagen. Die Wissenschaftler – zumindest zwei davon – denken und handeln weiterhin unternehmerisch, arbeiten jedoch nach wie vor im Namen der angewandten Forschung.

Die Rede ist von Andreas Traube und Tobias Brode. Beide sind waschechte Laborautomatisierer und knallharte – im positiven Sinn zu verstehen – Überzeugungstäter. Traube leitet am Fraunhofer IPA die Abteilung Laborautomatisierung, Brode sieht sich in seiner Funktion als Geschäftsfeldleiter Medizin- und Biotechnik in der Vermittlerrolle aller Life-Science-Themen am Institut gegenüber der Industrie.

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Andreas TraubeAbteilungsleiter Laborautomatisierung und Bioproduktionstechnik am Fraunhofer IPA. (Quelle: Fraunhofer IPA)

Mit Dispendix haben wir alle Stufen des Business Innovation Life Cycle durchlaufen: von der technischen Erfindung über die Produkt- und Geschäftsmodell-Entwicklung bis hin zur Markteinführung und Etablierung.

Die Forscher haben eine Methode gefunden, Flüssigkeiten bis auf wenige Nanoliter genau zu dosieren. Obendrein kommen sie ohne Pipetten aus, die als Wegwerfprodukte unnötige Kosten verursachen. Stattdessen nutzen sie Druckluftimpulse, mit denen die Substanzen aus kleinen Öffnungen gepustet werden. Die Löcher sind so winzig, dass sie für Flüssigkeiten unter normalem Luftdruck undurchlässig sind, gleichen somit Ventilen. Erst der Druckluftimpuls presst eine genau definierte Menge hindurch.

Pharmazeuten und Genetikern haben Traube und Brode damit das Leben leichter gemacht. Denn Forscher müssen viele Millionen Tests durchführen, um einen neuen pharmazeutischen Wirkstoff zu prüfen. Ebenso in der Diagnostik, wenn etwa überprüft wird, ob eine bestimmte Erbgut-Sequenz mit einer Krankheit zusammenhängt. Die Testreihen laufen im Labor wie am Fließband ab. Je kleiner das Gefäß, desto geringer die Kosten für die Versuchsreihe. Denn die Reagenzien, die benötigt werden, verschlingen das meiste Geld. Mit herkömmlicher Technologie stieß die Miniaturisierung an Grenzen: Bei Flüssigkeitsmengen kleiner als einem Mikroliter, das entspricht etwa einem Kubikmillimeter, arbeiten gebräuchliche Pipettier-Roboter immer ungenauer und werden schließlich unbrauchbar.

»In einem blickdichten Gehäuse pusten acht Stempel, in einer Reihe angeordnet, winzige Tröpfchen in atemberaubendem Tempo durch Löcher mit einem haarbreiten Durchmesser. Der Apparat schafft bis zu 400 Tropfen pro Sekunde und kann dabei Substanzen beliebig miteinander mischen«, erklärt Traube.

Die Entwicklung der Technologie und Geschäftsidee wurde anfangs finanziell vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und von der Fraunhofer-Zukunftsstiftung unterstützt. Schützenhilfe zu Marken-, Patentrechts- und Gründerfragen erhielten sie außerdem von Christoph Schaeffer, der am Fraunhofer IPA die Stabstelle Innovationsmanagement leitet. »Mit Dispendix haben wir alle Stufen des Business Innovation Life Cycle durchlaufen: von der technischen Erfindung über die Produkt- und Geschäftsmodell-Entwicklung bis hin zur Markteinführung und Etablierung. Von Anfang an waren wir reine Überzeugungstäter und haben nach Feierabend und mit Studenten die Idee vorangetrieben«, sagt Andreas Traube stolz. Tobias Brode ergänzt: »Eine Idee zu haben und von deren Umsetzung und Marktrelevanz überzeugt zu sein ist das eine. Die PS auf die Straße zu kriegen und in der Community als ernsthafter Player wahrgenommen zu werden das andere«.

Und wie geht’s weiter? Erfolgreich – sowohl unternehmerisch als auch wissenschaftlich – da sind sich alle Beteiligten einig.

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Tobias BrodeGeschäftsfeldleiter Medizin- und Biotechnik am Fraunhofer IPA. (Quelle: Fraunhofer IPA)