Fraunhofer IPA

Urban Farming aus der Nische befreien

Forscher vom Fraunhofer IPA und der Universität Stuttgart entwickeln aktuell Konzepte für eine automatisierte Fassadenbegrünung. Sie soll die aufwendige und teure manuelle Pflege überflüssig machen.

Großflächig bepflanzte vertikale Flächen könnten in Städten künftig nicht nur häufiger vorkommen, sondern sogar zu profitablen landwirtschaftlichen Produktionsflächen avancieren. Denn Kevin Bregler vom Fraunhofer IPA und Martin Reisinger vom Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) an der Universität Stuttgart erarbeiten derzeit Konzepte für eine automatisierte Fassadenbegrünung, bei der ein Roboter alle anfallenden Arbeiten erledigt. Dieser Green Wall Robot würde teure Gerüstbauten, Hebebühnen oder Industriekletterer ersetzen und das Urban Farming so aus seinem Nischendasein befreien.

Das Konzept von Bregler und Reisinger sieht einen schienenbasierten Roboter oder alternativ einen Seilroboter vor, der sich autonom bewegt und sämtliche Pflanz-, Pflege- sowie Instandhaltungsarbeiten übernimmt. Der Green Wall Robot soll mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz und einer speziellen Bildverarbeitungssoftware in der Lage sein, die einzelnen Pflanzen voneinander zu unterscheiden und die Fassade optimal zu bewirtschaften. »Damit kann er den Zustand der Vegetation bestimmen, Schädlings- oder Pilzbefall detektieren und Bonituren durchführen«, erklärt Bregler. Mit seinem Roboterarm kann der Green Wall Robot außerdem sämtliche mechanische Aufgaben übernehmen: Pflanzen säen, schneiden oder vollautomatisch austauschen.

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Mit großflächigen automatisierten Fassadenbegrünungen könnten sich Städte wenigstens teilweise selbst mit Lebensmitteln versorgen. Darüber hinaus haben begrünte Fassaden eine ganze Reihe weiterer Vorteile: Sie halten die Luft sauber, regulieren das urbane Mikroklima, verringern den Energieverbrauch für die Klimatisierung, dienen als Rückzugsort für Insekten und im Winter als Senke für Abwärme, halten Regenwasser zurück und wirken lärmabsorbierend.

Allerdings wird es wohl noch einige Zeit dauern, ehe vertikale Grünflächen in unseren Städten weit verbreitet und vollautomatisiert gepflegt werden: Aktuell suchen Bregler und Reisinger nach interessierten Unternehmen, die die Konzepte an ihre konkreten Gegebenheiten anpassen lassen möchten.

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