Fraunhofer IPA

Was wäre die Welt ohne Prozessindustrie?

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Aus Sicht von Ivica Kolarić, der seit sieben Jahren Abteilungsleiter Funktionale Materialien ist und seit Herbst letzten Jahres auch das IPA-Geschäftsfeld Prozessindustrie leitet, ist die Prozessindustrie die Mutter aller Industriebranchen. Denn überall – egal wo wir hinschauen – sind wir von ihren Produkten umgeben, den Erzeugnissen der Stahl-, Chemie-, Pharma- und Lebensmittelindustrie.

»Unternehmen der chemischen Industrie, um nur eine Branche zu nennen, setzen nicht nur auf die Produktentwicklung, sondern verstärkt auch auf die Prozessentwicklung. Dabei stehen individuelle Lösungen in den Bereichen Basischemikalien, Polymere sowie Fein- und Spezialchemikalien im Fokus«, weiß Kolarić und fährt fort: »Auch die pharmazeutische Industrie steht im Qualitäts- und Risikomanagement immer wieder vor neuen Herausforderungen. Nehmen wir das aktuelle Hypethema Personalisierung. Güter des täglichen Lebens werden zukünftig in Stückzahl eins zu Kosten der Massenproduktion hergestellt. Maßgeschneiderte Medikamente sind aber nur das Eine. Was sich auch ändert, ist die Produktion, die Logistik, das ganze Management. Hier bieten wir Lösungen an, Prozesse schneller und wirksamer und zugleich zuverlässiger zu machen«.

Der gebürtige Kroate ist nicht nur Visionär, sondern vor allem Macher, dem kein Weg zu weit und keine Idee zu abwegig ist. Er denkt und tüftelt, er tüftelt und denkt. Er will die Welt ein Stückweit einfacher und besser machen. Und er ist ein Freund von ganzheitlichen Betrachtungsweisen. »Unsere Wissenschaftler aus neun Fachabteilungen arbeiten interdisziplinär zusammen und entwickeln Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Planung über das Engineering und die Validierung bis hin zur Qualitätssicherung«, so Kolarić.

»Unsere Wissenschaftler aus neun Fachabteilungen arbeiten interdisziplinär zusammen und entwickeln Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Planung über das Engineering und die Validierung bis hin zur Qualitätssicherung«

 

Ivica Kolarić
Abteilungsleiter Funktionale Materialien & Prozessindustrie am Fraunhofer IPA

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Die Stuttgarter Wissenschaftler bündeln Kompetenzen und bieten Dienstleistungen vor allem für die Chemie-, Pharma- und Stahlindustrie, aber auch die Lebensmittelbranche an. Die zentrale Frage dabei ist immer die gleiche: Wie lassen sich Arbeitsabläufe verbessern, die Energieeffizienz steigern und operative Kosten senken? Referenzprojekte, von denen es einige gibt, liefern Antworten.

Im Forschungsprojekt SUPREME entwickelte das IPA neue digitale Werkzeuge zur dynamischen Anpassung der Instandhaltungsstrategie. Basis dafür sind die Risikobewertung der Maschinen, deren aktuelle Zustände sowie der Produktionsplan. In einem weiteren Projekt untersuchte das IPA gemeinsam mit dem Fraunhofer IVV die Materialeigenschaften und das Migrationspotenzial von Bisphenol-A-non-intent-Doseninnenbeschichtungen für Lebensmittelkonserven. Beim Unternehmen European Convenience Food, um ein drittes Beispiel zu nennen, ging es um ein standortübergreifendes Produktionskonzept, das Synergien und Potenziale von zwei Produktionsstandorten ausfindig machen sollte.

In seiner neuen, zusätzlichen Rolle fühlt sich Ivica Kolarić sehr wohl. Das Ende der Fahnenstange ist in diesem mannigfaltigen Branchenumfeld aus seiner Sicht noch lange nicht erreicht. »Weil Industrie 4.0 auch in der Prozessindustrie als ein Konzept zur nachhaltigen Flexibilisierung von digital gesteuerten Produktionsprozessen an Bedeutung gewinnt, entwickeln wir mehr und mehr sich selbst organisierende und interagierende Produktionsstrukturen«. Damit ist klar: Wir werden in Zukunft noch viel zu diesem Thema aus Stuttgart hören.