Fraunhofer IPA

Wehe, wenn er
losgelassen

Der Titel erinnert an die deutsche Filmkomödie mit Peter Alexander aus dem Jahr 1958. Passender wäre wahrscheinlich der Klassiker »Der (junge) Wilde« mit Marlon Brando. Egal, wie man es dreht: Auch er hat Dynamik, Coolness und die Kraft eines Anführers im Blut. Die Rede ist von Felix Georg Müller, Gruppenleiter Autonome Produktionsoptimierung und IPA-Innovationspreisträger 2017.

Mit seiner »Smarten Systemoptimierung« hat er ein mobiles Werkzeug entwickelt, das Fehler in verketteten Fertigungssystemen erkennt und ihre Ursachen aufzeigt. Dafür halten intelligente Kameras und ein leistungsstarker Maschinensteuerungskonnektor relevante Prozessmerkmale fest. Anschließend wertet ein Analysetool, bestehend aus mehreren Machine-Learning-Algorithmen, die Daten echtzeitnah aus. Auf diese Weise lassen sich nicht nur schnelltaktende Anlagen optimieren, sondern auch ein automatisiertes Maschinenbenchmarking durchführen.

Felix Georg Müller ist mit seinem smarten Projekt noch längst nicht am Ziel. Er hat Großes vor. Sein Resümee und Ausblick: »Bei Firmen wie Freudenberg haben wir unser vernetztes Maschinenbenchmarking durchgeführt und die Zykluszeit um bis zu zehn Prozent pro Maschine reduziert. Ähnliche Resultate erzielte unser selbstlernendes Tool auch bei anderen Betreibern von vollautomatisierten Spritzgießmaschinen. Aktuell sind wir dabei, die Sensorik der Smarten Systemoptimierung zu erweitern. Neben optischen Merkmalen sollen auch Temperatur und Feuchtigkeit ermittelt und mit in die lernende Analyse integriert werden. Weitere Ziele sind, den Konnektor für noch mehr Maschinensteuerungen verfügbar zu machen, Fehlerursachen automatisiert zuzuordnen und Fehlerbilder für Laien verständlich aufzubereiten – alles in Echtzeit«.

Aus all diesen Entwicklungen geht zudem das IPA-Spin-off »plus10« hervor. Zusammen mit drei Kollegen wird Müller die selbstlernenden Analyse- und Optimierungswerkzeuge für Produktionsanlagen ab 2019 als eigenständiges Unternehmen am Markt anbieten und betreuen. Die plus 10 Prozent Produktivitätszuwachs sind somit nicht nur mehrfach Projektergebnis, sondern auch eine Unternehmung geworden.